Dornen - Kachel

Erst auf den zweiten Blick ist die „Kreuzigung“ zu erkennen. Das Kunstwerk ent­stand auf einer gebrannten Kachel, die wie Holz aussieht.
Foto: Barbara Zabka

Klaus Fröhlich (* 1938) ist Mitglied im Wittener Künstlerbund, den er 1985 mitgegründet hat.

Sakrales Kunstwerk: Betrachtung in der Karwoche

Herbeder Künstler schuf Dornen-Kachel vor 45 Jahren

Schlicht und einfach „Kreuzigung“ heißt ein na­hezu unbekanntes Kunst­werk, das im August 1980 der Herbeder Künst­ler Klaus Fröhlich geschaf­fen hat. Es hängt seitdem im Lukas-Zentrum an der Pferdebach­straße im sogenannten Lu­kas-Zim­mer, das früher die Anstalts­kirchenge­meinde als Sakristei nutzte.

Dieses Bild ist eine von fünf Versionen, die Fröhlich im August 1980 beim 3. Lu­kas-Ma­ler-Treff geschaffen hatte. Die gezeichneten Entwürfe zeigten eine Meta­morphose von einer knorrigen Wurzel in der ersten bis hin zu einem lei­denden Kruzifix in der fünften Version. Schließlich entschieden sich die Verantwortlichen des Mut­terhauses damals genau für die dritte also mitt­lere Version, die beide Rich­tungen des „Kreuzweges“ erkennen lässt.

Klaus Fröhlich, damals Kunstlehrer an einer Herbeder Schule, hat dann die Zeich­nung in Ton übertragen und als Kachel gebrannt. Sie hat das Format 29 mal 39 Zentimeter. Deutlich zu erkennen sind die spitzen Dor­nen aus Holz, die ausge­breiteten Arme und die Dornen­krone auf dem gesenkten Haupt des Gekreu­zigten. Über ihm schon etwas deutlicher zu erkennen: ein Nimbus mit drei Strahlen.

Nach dem Palmsonntag folgt die Karwoche - in der katholischen Kirche „Hei­lige Woche“ genannt -, deren Freitag der höchste Feiertag der evangelischen Christen­heit ist. An Karfreitag er­füllt der Nazarener seine Verheißung und stirbt nach ei­nem letzten Schrei. Jesus aus Nazareth, dessen Leben in einer Holz-Krippe be­gann und an einem Holz-Kreuz endete, wird hier von Fröhlich in sei­nem vollen Lei­den mit Schmer­zen und Tod dargestellt.

Die Dornenkachel wird durch den Corpus am Kreuz in vier rechteckige Ab­schnitte aufgeteilt. Diese vier Teile erinnern somit an das Kronenkreuz der deut­schen Diakonie, das in der Mitte durch zwei Bögen in stili­sierter Form die Dor­nenkrone des Erlösers bildlich aufnimmt.

Die „Kreuzigung“ von Klaus Fröhlich ist in irdenen, braunen, fast lehmi­gen Far­ben mit stumpfer Tonoberfläche gehalten – ein Hinweis auf die Wurzeln der ran­kenden Dor­nen, die nach oben zum Licht wachsen. Denn am Ende der „Heiligen Woche“ und nach einem dunklen Karsamstag des To­des wartet wie jedes Jahr das (Frühlings-) Licht des Ostersonntags mit der Botschaft: „Chris­t ist erstan­den von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.“ (Ältes­tes Osterlied in deut­scher Sprache).

(Verfasser: Michael Winkler)

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